Weltweit Stark fürs Klima

Gruppenbild-weltwärtsbegegnung
Christopher Lupton
mer, 25. Jan 2023

Die allgemeinen Facts

Im Rahmen der Förderlinie TeamsUp! Des Deutsch-Afrikanischen Jugendwerks hat ein Studierendenaustausch zwischen Weitblick Münster und der Partnerorganisation CIPCRE (Cercle International pro la Promotion de la Création) stattgefunden. Der Austausch wurde im Kontext der Agenda 2030 der Vereinten Nationen durchgeführt. Das Projekt wird zu großen Teilen durch das BMZ (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) finanziert und im Ablauf durch Engagement Global unterstützt. Der Titel des Projekts lautet: Nachhaltige Bildungs- und Entwicklungszusammenarbeit zur Erreichung des 13. SDGs in Benin und Deutschland. Die Grundidee des Austauschs ist es, junge Erwachsene in ihrem ökologischen Aktivismus zu stärken und für Klimawandel und Klimaschutzmaßnahmen zu sensibilisieren. Dafür wurden 7 deutsche und 6 beninische Teilnehmende zusätzlich einer Gruppenleitung bestimmt. Der Austausch fand in beiden Ländern statt und hatte das Ziel, für die jeweiligen Umweltbelange in dem anderen Land zu sensibilisieren und Ungleichheiten aber auch Gemeinsamkeiten aufzudecken. Das Ergebnis des Projekts sind mehrere zusammen erarbeitende Plakate, die in deutscher und französischer Sprache formuliert sind. Die Plakate können an Schulen oder auch in anderen Bildungskontexten und Lernorten verwendet werden. Die Plakate verweisen jeweils auf die Herausforderungen und Lösungsansätze in beiden Ländern und sind deshalb in ihrer Art einzigartig!

Die erste Hürde

Nach zahlreichen Organisationstreffen, Telefonaten und E-Mails war die Vorfreude im Jahr 2020 groß. Der Antrag für den Austausch war genehmigt und der Vertrag mit Engagement Global war geschlossen. Es konnte losgehen! Doch wer hätte auch damit rechnen können, dass durch die Corona-Pandemie bis zur Umsetzung des Projekts noch zwei Jahre vergehen werden? Aus einem originellen und bedeutsamen Bestreben wird ein beinahe unnahbarer Traum. Doch die Gruppe Weltwärts-Begegnungen, deren Größe sich allmählich schmälert, bleibt standhaft. Als es 2022 zu Lockerungen kommt, steht fest: Der Austausch findet dieses Jahr statt!

Die erste Begegnungsphase

Am sonnigen, aber weiterhin etwas kühlen 5. Juli startet der Austausch in Münster. Die beninischen Teilnehmer/-innen sind am Tag zuvor in Frankfurt gelandet und haben somit eine lange Reise hinter sich. Am nächsten Morgen holt ein kleiner Teil unserer Gruppe die Gäste von der Jugendherberge ab und zusammen laufen wir zum Vortragsraum. Es befindet sich in dem Gebäude, in dem wir den Großteil unserer Zeit zusammen verbringen und einander in den kommenden zweieinhalb Wochen kennenlernen werden. Doch zunächst einmal ist die Stimmung etwas unbehaglich und fremd. Die Begeisterung ist im Übermaß vorhanden, doch etwas Zurückhaltung ist auf beiden Seiten vorhanden. Hinzu kommt, dass die sprachlichen Hindernisse die Kommunikation unter einigen der Teilnehmenden beeinträchtigt. Die Amtssprache Benins ist Französisch und nur wenige verfügen über ausreichende Englischkenntnisse. In der deutschen Gruppe wiederum sind nur zwei Teilnehmerinnen, die die französische Sprache beherrschen und somit gezwungenermaßen während des Austausches als Sprachrohr der ganzen Gruppe fungieren. Trotzdem ist das Bestreben vorhanden und es bildet sich durch gemeinsame Spiele und entspannte Gespräche schnell ein Gemeinschaftsgefühl, geprägt durch gegenseitiges Interesse und enger Verbundenheit. Einige Monate danach wird von einer Teilnehmerin des Projekts sogar der Begriff Familie verwendet, um unsere Gruppendynamik zu beschreiben.
Dies haben wir den gemeinsamen Erlebnissen zu verdanken. Die Beniner/-innen lernen die deutsche Küche in Form von Kartoffeln und Kohl kennen, besuchen die Messe am Sonntag und den Wochenmarkt am Domplatz. Nicht zu vergessen ist die gemeinsame Radtour zu den bekannten Rieselfeldern, die unmittelbare Einblicke in das typische Münsteraner Stadtleben und die Natur um die Stadt herum schaffen. Es wird aber auch der Gegensatz zum eher ländlich geprägten Münster gemacht, indem die Großstadt Köln besucht wird. Wir besteigen die Aussichtsplattform des Kölner Doms, machen eine Bootstour auf dem schönen Rhein und lassen den Abend am Fluss ausklingen.
Neben dem interkulturellen Austausch stehen aber noch weitere Punkte auf dem Programm - Klimawandel und Nachhaltigkeit.
Viele externe Referenten erscheinen, die uns über Klimagerechtigkeit, Foodwaste und Bildung für nachhaltige Entwicklung aufklären. Leidenschaftlich wird über den Plastikverbrauch in Schulkantinen oder zukunftsorientierte Verkehrssysteme, die vor allem den öffentlichen Nahverkehr betreffen, diskutiert. Auch nach Abschluss der Vorträge ist die Fassungslosigkeit zu spüren, die sich auf das Ausmaß an Essensverschwendung und den damit einhergehenden Emissionen oder die Entwicklung des globalen Nordens zugunsten des globalen Südens und somit koloniale Kontinuität beziehen. Wir lernen moderne Schulen kennen, die den Schüler/-innen freie Zeit zur Entfaltung persönlicher Interessen und aktive Beteiligung in einem nachhaltigen Schulgarten ermöglichen.
In der zweiten Woche besuchen wir Bonn, wo uns das BMZ von globalen, staatlichen und die Nichtregierungsorganisation Germanwatch e.V. von nationalen, zivilgesellschaftlichen Projekten zum Thema Umweltaktivismus berichten. Durch einen kurzen Ausflug nach Lützerath erleben wir direkt, wie die Bewohner durch den umweltschädlichen Kohleabbau beeinträchtigt werden. Auf der anderen Seite bekommen wir zu spüren, wie sich Menschen aus ganz Deutschland für die Einwohner einsetzen und von der Politik gleichermaßen Einsatz fordern, um die globale Erwärmung auf unter 1,5° Celsius zu begrenzen.
Die erste Begegnungsphase endet am 19. Juli damit, dass wir an unserem Endprodukt arbeiten. Wir einigen uns auf die Erstellung eines Posters einschließlich einer Anleitung zur Durchführung des Vortrags für Lehrer/-innen. Es soll sich an junge Schüler/-innen richten, die anhand des Materials sich aktiv mit dem Thema Umwelt, Klimaschutz und Nachhaltigkeit auseinandersetzen sollen.

Die zweite Begegnungsphase

Am 2. September war es so weit; die zweite Begegnungsphase unseres beninisch-deutschen Austauschprojektes beginnt. Das Wiedersehen unter den Teilnehmenden ist eine große Freude und wir alle sind auf die kommenden zweieinhalb Wochen gespannt. Neben der intensiven Beschäftigung mit den Folgen des Klimawandels in Bénin, steht auch die Erstellung von Bildungsmaterialien für Kinder auf dem Programmplan.
Die erste Woche in Bénin ist geprägt von kleineren Ausflügen ins Ouémé Tal, wo wir die Dörfer Bonou und Kessounou kennenlernen. Beide Dörfer sind jetzt schon umfassend von den Folgen des Klimawandels betroffen und es ist für uns alle sehr eindrücklich, die ergriffenen Anpassungsmaßnahmen der Dörfer sowie die unterstützende Arbeit unseres Partnervereins CIPCRE vor Ort zu erleben. Ebenfalls haben wir die großartige Möglichkeit, unser Austauschprojekt im Ministerium für nachhaltige Entwicklung sowie im Bildungsministerium vorzustellen und mit den Ministern persönlich ins Gespräch zu kommen. Was für eine Erfahrung und was für eine tolle Chance für unsere Partnerorganisation, ihrer Arbeit mehr Aufmerksamkeit zu geben.
In der zweiten Woche haben wir intensiv an der Gestaltung unserer Bildungsmaterialien gearbeitet. Wir einigen uns auf die Erstellung mehrerer Poster und sind schon super gespannt, was unser Grafiker wohl aus unseren Ideen entwickeln wird! In den zwei Wochen haben wir ebenfalls ein wenig Zeit, die Geschichte Benins kennenzulernen und von der kolonialen Vergangenheit unteranderem Deutschlands in Benin zu erfahren. So haben wir die Stadt Ouidah besucht und die Route des Sklavenhandels besichtigt.
Auch haben wir viele Möglichkeiten, um uns auszutauschen, zu tanzen, Spaß zu haben und bei touristischen Ausflügen Cotonou, Porto-Novo und Dogbo zu erkunden.

Wir hatten eine super Zeit und bedanken uns bei allen, die dieses Austauschprojekt ideell und finanziell ermöglicht haben. So auch Weitblick Plus, Weitblick Münster und der Crowdfunding Kampagne der FH-Münster!!
Danke! Merci! Enan tchè nanwé! Akpé kaka!

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