Bonjoooouur! Ca va? Bien dormi? Et le matin? Et la santé? Et les gens chez vous?… In etwa so wurde ich jeden Morgen von den wundervollen ESI-Mitarbeitern begrüßt, wenn ich das pro dogbo Gelände betrat. Ja, Benin ist wahrlich ein sehr offenes, freundliches und willkommen heißendes Land – genau wie es in meinem Reiseführer stand!
Für zwei Monate war ich im Feb/März 2020 in Dogbo als „Praktikantin“ von ESI. Es war etwas lustig für mich mit dieser Rolle zu identifizieren. Schließlich hatte ich mein Studium in Münster schon vor etwa sechs Jahren abgeschlossen und war seitdem berufstätig. Aber nun war ich wieder ganz am Anfang und durfte eine neue Kultur, eine Organisation, eine neue Welt kennenlernen und dabei meine Erfahrungen und Wissen in der Zusammenarbeit miteinbringen.
Durch viele Gespräche vorab mit Weitblick Münster e.V., Weitblick plus e.V., Vereinsgründern, pro dogbo und ESI hatten wir gemeinsam definiert worauf in ich mich in der Zeit des Praktikums konzentrieren würde. Gestartet habe ich mit der Analyse aller „Geschäftsbereiche“ von ESI, d.h. der Bäckerei, Werkstatt usw. durch Interviews mit allen Verantwortlichen inkl. der Buchführung. Die Erkenntnisse daraus hielt ich in einer Dokumentation des sogenannten Betriebs- sowie des Geschäftsmodells fest und gleichzeitig gab ich Handlungsempfehlungen, die sich z.T. auch direkt in den Gesprächen ergaben mit dem Ziel v.a. den Selbstfinanzierungsanteil zu erhöhen.
Wichtigste Empfehlung war die Einnahmen zu erhöhen, indem mehr Kunden über verschiedene Marketing-Kanäle angesprochen werden und so brainstormen wir gemeinsam welche Wege in Dogbo und Umgebung am effektivsten waren. Heraus kamen das Erstellen und Verteilen von Postern, Interviews mit dem lokalen Radio, einen einfachen Image-Film-Dreh, dem man per Whatsapp verteilen könnte und einige andere. Toll dabei war, dass das Team von ESI sehr motiviert war, solche Dinge umzusetzen und so sind wir vieles auch direkt angegangen.
Als ein weiteres Fokusthema hatten wir uns die Zusammenarbeit mit dem Start-up Valley vorgenommen und mit Basile organisiert, mit allen Finalisten ein Gespräch in Abomey-Calavi zu führen. Es machte mir als Unternehmensberaterin riesigen Spaß von den tollen Ideen der Start-ups zu hören, deren Energie und Motivation zu spüren und damit auch den Markt Benins besser kennenzulernen, an dem es ja ganz andere Bedürfnisse gibt als indem mir vertrauterem europäischen. Gleichzeitig konnten wir auf diesem direkten Kommunikationsweg ein paar Dinge in den Business Plänen nachbessern, offene Fragen klären und so das Team in Münster mit wichtigen Infos versorgen.
Dank der Vorgespräche wusste ich auch von der sehr guten Masterarbeit von Marieke, die sie während ihrer Zeit in Benin schrieb (s. Blogbeträge aus 2017). Gern wollten wir ihre Erfolgsmessung der Grundschulbauten weiterführen und so planten wir Gespräche mit Grundschulen (die leider nicht mehr in meiner Anwesenheit umgesetzt werden konnten – warum, dazu im nächsten Blogbeitrag mehr)
Auch war seit längerem in der Diskussion bei Weitblick Münster, ob man künftig den Toilettenbau bei Schulbau mitfinanzieren würde. Dazu konnten wir vor Ort durch Gespräche mit ESI, Schülerinnen und anderen Organisationen, die im Bereich Hygiene-Sensibilisierung tätig sind, viel herausfinden und dazulernen um das Thema in der Zukunft potentiell weitreichend umzusetzen.
Ansonsten haben sich auch viele Dinge spontan vor Ort ergeben. So gab es bspw. sehr häufig Besuch von anderen Organisationen wie bspw. von SOS Kinderdorf (NGO) oder von der GIZ (Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit), die interessiert an der Arbeit von pro dogbo/ESI waren oder bereits eine Kooperation mit Ihnen hatten. Diese haben wir auf dem Gelände herumgeführt und in den daran anschließenden Meetings durfte ich auch immer teilnehmen, wodurch ich einiges über die NGO-Arbeit in Benin dazulernen konnte.
Basile, Jules oder Martin waren immer sehr offen und interessiert an neuen Ideen, sodass ich bspw. eine superwitzige Yogastunde mit den Azubis und Schülern untern Pavillon auf dem Projektgelände halten konnte!
Was mir besonders an der (Arbeits-)kultur gefallen hat, war das Miteinander – zunächst einmal war es wichtig sich privat auszutauschen und sicherzustellen, dass es dem anderen gut geht bevor es um arbeitsbezogene Themen ging. Man nimmt sich immer Zeit für ein Pläuschen zwischendurch. Und obwohl es teilweise viele Termine und Aufgaben an einem Tag gab, wurde niemand hektisch oder wirkte gestresst sondern stets gelassen und positiv!
Aber natürlich gab es auch ein Leben außerhalb des ESI-Geländes und dazu will ich in meinem nächsten Blogeintrag berichten!