Was passiert mit dem Müll? - Führung bei der Freiburger Abfallwirtschaft

Julia Mittermüller
lun, 18. Jui 2018

Was passiert mit dem Müll? - Führung bei der Freiburger Abfallwirtschaft-2
Was passiert mit dem Müll? - Führung bei der Freiburger Abfallwirtschaft-2

Elf Weitblickerinnen haben am 29.5.2018 die Freiburger Abfallwirtschaft unter die Lupe genommen. Und dabei weit mehr gelernt als erwartet.
Abfallpädagogin Susanna Gill holt uns vom Hof der ASF in der Hermann-Mitsch-Straße ab. Den Weg haben zum Glück alle noch rechtzeitig gefunden.
Unsere Führung beginnt mit einem Vortrag. Im Seminarraum liegt für jeden Teilnehmer schon das Infomaterial bereit. Auf Recyclingpapier gedruckt natürlich. Die Zielgruppe für die Abfallpädagogik der ASF sind vor allem Schulklassen. Aber uns betrifft es natürlich genauso. Seit die Mülltrennung in Deutschland eingeführt wurde, besteht die ständige Notwendigkeit, die Bevölkerung darüber aufzuklären.
Seit wann gibt es in Deutschland eigentlich Mülltrennung?
Seit Ende der 1980er Jahre. Zuvor wurde Müll auf „wilden Müllkippen“ abgeladen, die immer höher wuchsen und das Grundwasser auf höchst bedenkliche Weise belasteten. Man musste andere Wege finden. 1994 wurde das Kreislaufwirtschaftsgesetz erlassen, das wichtige Grundsätze zum Umgang mit Abfällen enthält.
Was macht die ASF?
Die Abfallwirtschaft u. Stadtreinigung Freiburg GmbH ist ein Unternehmen, das zu 53% der Stadt Freiburg und zu 47% der Firma Remondis gehört. Das ASF-Logo kennt man von Müllfahrzeugen, Reinigungsfahrzeugen, öffentlichen Abfalleimern und Recyclinghöfen: Zu den Aufgaben gehören die Sammlung von Restmüll, Bioabfall, Altpapier, gelben Säcken, Altglas und Sperrmüll, sowie die Straßenreinigung und der Winterdienst. Auch die berühmten Freiburger Bächleputzer
innen sind bei der ASF angestellt.
Der beste Abfall ist der, der gar nicht erst entsteht.
Heutzutage wird nur noch der Abfall auf die Deponie gebracht, der auf keine andere Art mehr genutzt werden kann. In erster Linie soll Abfall vermieden werden. Was wiederverwendet werden kann, wird wiederverwendet. Wie zum Beispiel Mehrweg-Pfandflaschen. Ist das nicht möglich, wird recycelt. Verbrannt wird nur, was sich nicht recyceln lässt. Aus der Verbrennungswärme kann immerhin noch Strom gewonnen werden. Und der Verbrennungsrückstand, die Schlacke, landet dann in komprimierter Form auf der Deponie. Damit Dinge, die noch brauchbar sind, nicht unnötigerweise im Müll landen, hat die ASF außerdem eine online Verschenk-Börse eingerichtet: https://www.verschenkmarkt-freiburg.de/list.asp

Was passiert mit dem Müll? - Führung bei der Freiburger Abfallwirtschaft-3
Was passiert mit dem Müll? - Führung bei der Freiburger Abfallwirtschaft-3

Das Mysterium gelber Sack…
„In den gelben Sack gehören Verpackungen aus Kunststoff, Metall und Verbundstoffen“, steht in unserem Infoheft. Klar. Nicht in den Gelben Sack sollen dagegen „Gegenstände aus Plastik“. Warum nicht?
Frau Gill erklärt: Die deutsche Verpackungsverordnung verpflichtet jeden Verpackungsherstellein dazu, für die Entsorgung der Verpackungen zu sorgen, die ersie produziert hat. Da die Umsetzung dieser Regelung äußerst schwierig ist, haben sich Verpackungsherstellerinnen in Entsorgungsfirmen zusammengeschlossen. Die verbreitetste von ihnen ist die Duales System Deutschland GmbH mit dem „Grünen Punkt“.
Eine Zahnbürste beispielsweise fällt nicht unter die Verpackungsverordnung. Derdie Herstellerin muss sich daher nicht um die Entsorgung kümmern und zahlt keine Beiträge an das Duale System. Die Entsorgungskosten für die Zahnbürste über den Gelben Sack sind also nicht bezahlt – sie wandert in den Restmüll und wird nicht recycelt. Obwohl sie aus wertvollen Rohstoffen besteht. Für uns nur schwer zu akzeptieren…
Wir sind so in die Diskussion vertieft, dass wir es fast nicht mehr auf den Recyclinghof schaffen. Um 18 Uhr ist nämlich Feierabend. Schnell ziehen wir uns die gelben und orangefarbenen Warnwesten über und beginnen unseren Rundgang.
Altkleider werden verkauft.
Wir überqueren den riesigen Müllfahrzeug-Parkplatz und die bekannten grünen Container des Recyclinghofs. In den heiligen Hallen dahinter befinden sich Haufen und Stapel und Behälter mit fein säuberlich getrennten Materialien – hier zusammengeschnürte Kartonagen, dort gepresste und meterhoch gestapelte Styroporwürfel, in der Ecke lauter gleiche Metallwaschbecken, Stromkabel in einer riesigen Wanne. Am gigantischsten ist der Berg mit Altkleidersäcken. Was passiert mit den ganzen Kleidern, möchten wir wissen.
Sie werden zunächst sortiert. Die noch tragbaren, sauberen Kleidungsstücke verkauft die ASF an Händler*innen, die sie überall auf der Welt weiterverkaufen. Ein großer Teil der Einnahmen, die die ASF damit erzielt, wird an Organisationen wie das Rote Kreuz gespendet.
In die Container der ASF kann man auch kaputte Kleidung einwerfen. Diese wird in der Textilindustrie zu Recyclingprodukten verarbeitet.
Ein Stoffwindelzuschuss?!
Zum Schluss führt Frau Gill noch stolz ein besonderes Beispiel aus der Kategorie Abfallvermeidung an: Mutige Freiburger Eltern, die statt Wegwerfwindeln waschbare Stoffwindeln benutzen, werden von der ASF mit einer Finanzspritze belohnt. Trotzdem haben den Zuschuss bis jetzt nur wenige Leute beantragt. Wir sind von der Idee begeistert und finden, da geht noch mehr!
Nach dem obligatorischen Fotoshooting vor dem hochglanzpolierten Müllwagen müssen wir leider die schicken Warnwesten wieder abgeben und entlassen Frau Gill dankbar in ihren wohlverdienten Feierabend. Und machen uns daran, die zahlreichen Eindrücke zu verarbeiten.
Weitere Bilder findet ihr hier

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