5 Tage – 5€: Leben unter dem Existenzminimum

ChristianJ
Mié, 20. Jun 2012

5 Tage – 5€: Leben unter dem Existenzminimum-2
5 Tage – 5€: Leben unter dem Existenzminimum-2

5 Tage – 5€: Leben unter dem Existenzminimum
Vom 21. bis 25. Mai fand die Aktion „5 Tage – 5€: Leben unter dem Existenzminimum“ der Studenteninitiative Weitblick Hannover e.V. statt.
5 Tage lang lebten einige der Weitblick Mitglieder, entsprechend der Armutsgrenze, von einem Euro am Tag.
So wie sicherlich alle Teilnehmer der Aktion habe auch ich mir im Vorhinein schon einige Gedanken gemacht, was in der Woche wohl auf mich zukommen würde. Ich hatte mir vorgenommen, mich auch von einem Euro am Tag ausgewogen und gesund zu ernähren. Außerdem wollte ich mir das Geld auch so gut aufteilen, dass ich nicht hungern müsste. Mit dem Beginn des ersten Tages beziehungsweise mit meinem ersten Einkauf, musste ich ersteres ziemlich schnell aufgeben. Mein Budget reichte für ein paar Möhren und einen Apfel, anderes Obst oder Gemüse konnte ich mir leider nicht mehr leisten. Ich überlegte mir nun, was mich für möglichst lange Zeit satt machen würde und kaufte mir noch Milchreis und Reis. In den folgenden Tagen aß ich nur morgens Milchreis und nachmittags Reis. Ich hatte bisher noch nie so bewusst eingekauft. Normalerweise achtet man schon auf die Preise, aber auf den ein oder anderen Euro kommt es meistens nicht an. Genauso macht man es mit dem Essen, was soll man schon mit ein oder zwei Löffeln Reis? Lohnt sich nicht aufzubewahren, also schmeißt man es doch meistens weg. Allerdings tut man dieses nicht, wenn es das einzige ist, was man am Tag essen kann. Außerdem wurde mir bewusst, wie viel Kleinigkeiten ich zwischendurch esse und trinke. Zwischendurch schnell was beim Bäcker holen, ein Kaffee mit den Kollegen, abends noch schnell einen Jogurt und ein Bierchen zum Fußball.
Ich hätte auch nicht erwartet, dass diese Woche so viel Planung verlangt. Normalerweise gehe ich morgens zur Arbeit, danach treffe ich mich vielleicht spontan mit einer Freundin und nachmittags lass ich mich dann nochmal in der Uni blicken. Morgens mache ich mir dabei meist wenig Gedanken darüber, was ich tagsüber essen werde, irgendwo komme ich schon an einem Bäcker, Supermarkt oder der Mensa vorbei. An guten Tagen habe ich mir vielleicht ein Brot geschmiert und eine Banane eingepackt. So ein Tag sieht ganz anders aus, wenn man nur das Essen kann, was man bereits gekauft hat, weil das Geld für nichts anderes reicht. Essen nimmt auf einmal einen ganz anderen Stellenwert ein. Es ist nicht mehr selbstverständlich. Man isst bewusster und man genießt auch mehr.
Ich war sehr glücklich darüber, dass ich Wasser aus der Leitung beziehen konnte und mir kein abgefülltes Mineralwasser kaufen musste. Ein Luxus, den ich bisher nie als solchen empfunden habe, den nicht alle in Hannover, geschweige denn in der ganzen Welt, haben. Auch dies lernte ich in dieser Woche zu schätzen.
Es war mir vor dieser Woche bewusst, dass Ernährung einen erheblichen Einfluss auf die psychische und physische Leistung hat. Körperlich durfte ich das am Freitagnachmittag erfahren. Es war mir einfach nicht möglich, die Leistung zu bringen, zu der ich normalerweise beim Sport in der Lage bin. Nach zwei Stunden Training, war ich wirklich am Ende meiner Kräfte.
Alles in allem haben die fünf Tage meinen Horizont erweitert, sie lassen mich viele Dinge jetzt bewusster wahrnehmen. Ich empfinde es jetzt als großen Luxus, mir nicht jeden Tag Gedanken über mein Essen machen zu müssen. Und ich gehe jetzt weniger verschwenderisch mit den Nahrungsmitteln um.

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