Indien: Bildung für benachteiligte und marginalisierte Bevölkerungsgruppen
Indien hat in den letzten Jahren eine beeindruckende Wirtschaftsentwicklung verzeichnet. Doch lange nicht alle profitieren von solchem Wachstum. Noch immer leiden rund 500. Mio. Inder:innen unter Armut, Marginalisierung und Diskriminierung. Besonders unter den indigenen Adivasi und kastenlosen Dalits sind Analphabetismus, Mangel- und Unterernährung weit verbreitet. Vor diesem Hintergrund fördern wir in Zusammenarbeit mit der Aktionsgemeinschaft Solidarische Welt e.V. (ASW) vier Projekte in verschiedenen Regionen Indiens.
Unterstützung für benachteiligte muslimische Mädchen und Frauen
SHAHEEN engagiert sich in den Slums von Hyderabad für muslimische Mädchen und Frauen, mit dem Ziel ihnen ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Die in Indien zunehmend diskriminierte Minderheit der Muslime ist in der Mehrzahl sehr arm und konservativ, viele junge Muslima werden sehr früh und oftmals minderjährig verheiratet. Viele Gewalttätigkeiten in der Familie bedrohen das Leben der Mädchen zusätzlich. SHAHEEN beugt durch Aufklärung und durch die wirtschaftliche Stärkung von jungen Frauen dem Menschenhandel und frühen Verheiratungen vor. In der Beratungsstelle von SHAHEEN erlernen die jungen Frauen Grundkenntnisse im Lesen und Schreiben und werden über ihre Rechte aufgeklärt, um sich selbstbewusst eigenständig oder gemeinschaftlich vertreten zu können. Darüber hinaus betreut und unterstützt SHAHEEN Gewaltopfer, versucht in den Familien zu vermitteln und schalten wo nötig Krankenhäuser, Polizei oder Anwalt:innen ein.
Bewusstsein für Kinderrechte schaffen
In entlegenen Dörfern im Bundesstaat Odisha verfolgt Palli Alok Pathagar (PAP) das Ziel, ein Bewusstsein für Kinderrechte und die Bedürfnisse von Kindern zu schaffen. Dabei zählt das Projektgebiet von PAP zu den 100 ärmsten Regionen Indiens. Die Alphabetisierungsrate liegt bei niedrigen 58%. Regelmäßige Dürreperioden erschweren die Ernährungssicherung und viele Kinder werden zum Arbeiten gezwungen, um zum Lebensunterhalt der Familie beizutragen. In diesem schwierigen Kontext setzt PAP ein Kinderschulprojekt um, in dem Kinder aktiv in die Schulverwaltung und -entwicklung einbezogen werden. Dadurch wird nicht nur die Selbstverantwortung der Kinder gestärkt, sondern die Schüler*innen auch dazu ermutigt, sich für eine Verbesserung des Bildungsangebots in staatlichen Schulen einzusetzen. So machen sie beispielsweise über Presseberichte und Straßentheater auf Thematiken und nötige Veränderungen aufmerksam. Über Informationskampagnen und den Aufbau von Obst- und Gemüsegärten wird zudem der Mangel- und Unterernährung vieler Kinder entgegengewirkt.
Bessere Lebensbedingungen für indigene Adivasi
Youth Unity Voluntary Action (YUVA) setzt sich für bessere Lebensbedingungen der indigenen Adivasi-Gemeinschaft der Sabar ein. Diese leben stark von der Mehrheitsgesellschaft getrennt im Grenzgebiet der Bundesstaaten Jharkhand und Odisha und bestreiten ihren Lebensunterhalt meist durch den Verkauf von in den Wäldern gesammeltem Feuerholz und Kräutern. Das übergeordnete Ziel von YUVA ist es, die sozial ausgegrenzten Sabar-Kinder und ihre Familien durch Bildungs-, Gesundheits- und Hygienemaßnahmen zu unterstützen. Dabei wird in der gesamten Projektarbeit, neben der Organisation in Selbsthilfegruppen, ein kindzentrierter Ansatz verfolgt, da Bildung als Voraussetzung für eine erfolgreiche Bewusstseinsarbeit gesehen wird. Daneben stellt die Information über Landrechte und staatliche Förderprogramme einen wichtigen Teil der Projektarbeit dar. Gemeinsam angelegte Obst- und Gemüsegärten sollen zudem zur Ernährungssicherung beitragen.
Bildung für benachteiligte Dalit-Kinder
Mit dem Ziel das Recht auf Bildung für alle durchzusetzen, stärkt MUK im Bundesstaat Bihar Dalits durch die Schaffung von Bildungsmöglichkeiten. Damit wirkt das Projekt der extrem niedrigen Alphabetisierungsrate dieser benachteiligten Gruppe entgegen. In Bildungszentren werden die Dalit-Kinder durch geschulte Lehrer*innen auf das staatliche Schulsystem vorbereitet. Dabei setzt sich MUK aktiv für ein angstfreies, partizipatives und flexibles Lernen ein. Darüber hinaus zeichnet sich das Projekt durch die besonders intensive Einbindung der Eltern in die Projektmaßnahmen aus. So werden diese zu Themen wie Gender-Diskriminierung und Kinderarbeit geschult und für die Wichtigkeit von Schulbildung sensibilisiert. Somit zielt das Projekt in besonderem Maße auch auf einen gesamtgesellschaftlichen Bewusstseinswandel ab, wodurch insbesondere jungen Mädchen der Schulbesuch ermöglicht werden soll.
Die Aktionsgemeinschaft Solidarische Welt e.V. – eine äußerst erfahrene und fachkundige Partnerorganisation
Bereits 1957 gegründet, zählt die Aktionsgemeinschaft Solidarische Welt e.V. (ASW) zu den ältesten entwicklungspolitischen Organisationen Deutschlands. Sie fördert Projekte in Indien, Brasilien und mehreren afrikanischen Ländern, die zur Stärkung von Frauen, dem Schutz der Umwelt und der Durchsetzung der Menschenrechte beitragen. Dabei leistet die ASW Hilfe zur Selbsthilfe für eine sozial und ökologisch nachhaltige Entwicklung.
In ihrer Arbeit hat sie sich schon früh gegen Kinderpatenschaften und die Entsendung von Entwicklungshelfer:innen ausgesprochen. Vielmehr fördert die ASW ausschließlich Projekte, die von Partner:innen vor Ort angestoßen, geleitet und durchgeführt werden und setzt damit auf in der Region vorhandenes Wissen. Mehr Infos unter: https://www.aswnet.de/index