5 Fragen an unseren Schirmherr Prof. Dr. Christof Hartmann
Können Sie sich kurz vorstellen?
Mein Name ist Christof Hartmann. Ich arbeite seit 2006 an der Universität Duisburg-Essen als Professor für Politikwissenschaft. Seit April 2021 bin ich auch Direktor des Instituts für Entwicklung und Frieden an der UDE.
Ihre Schwerpunkte sind Internationale Beziehungen und die Politik Afrikas. Inwieweit sind diese Themen für unsere gesellschaftliche Zukunft relevant?
Wir können gesellschaftliche Fragen nicht mehr im nationalen Rahmen verstehen. Politische Entscheidungen, aber auch Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Entwicklung werden auf vielfältige Art und Weise durch internationale Faktoren beeinflusst, wie wir ja auch an der Bearbeitung der COVID-19 Epidemie sehen. Entwicklungspolitik sollten wir aus einer solchen Perspektive auch als Versuch sehen, globale Rahmenbedingungen für nachhaltige Entwicklung zu schaffen, neben allen sinnvollen Bemühungen, Veränderungsprozesse auch auf der lokalen Ebene anzustoßen.
Sie fördern Weitblick seit 2010. Warum ist Weitblick Ihrer Meinung nach unterstützenswert?
Wir brauchen mehr denn je gesellschaftliches Engagement für Entwicklungsfragen. Gerade im gegenwärtigen Kontext geht es zu oft um den Rückzug aufs Nationale bzw. eine Verdammung des ‘internationalen Systems’ oder der ‘internationalen Eliten’. Die Verantwortung für die weitere Gestaltung globaler Entwicklung sollten wir aber nicht an andere abgeben. Studierende besitzen die Fähigkeit bestehende Strukturen und Prozesse kritisch hinterfragen zu können, wie auch die Expertise, sich konstruktiv einzubringen.
Die zeitlich straff strukturierten Bachelor- und Masterstudiengänge erschweren es, sich neben dem Studium an der Uni einzubringen. Für wie wichtig halten Sie vor diesem Hintergrund studentisches Engagement?
Das gesellschaftliche Engagement neben dem Studium bleibt aus meiner Sicht extrem wichtig. Es ist wichtig, weil es enge fachliche Perspektiven aus dem Studium aufbricht, und erlaubt, über den disziplinären Tellerrand hinauszuschauen. Das gemeinsame Arbeiten an einem Projekt zusammen mit Gleichgesinnten ist im Studienkontext oft nicht möglich, oder primär an Prüfungsleistungen gebunden. Schließlich geht es darum, schon im Studium zu erkennen, wie sich gewonnene Erkenntnisse in die Praxis übertragen lassen.
Weitblick fördert Bildung. Das Thema wird in der Gesellschaft sehr ausführlich diskutiert. Für wie wichtig halten Sie das Thema Bildung im Hinblick auf Entwicklungszusammenarbeit?
Bildung ist eines der zentralen Entwicklungsziele, auf die sich die internationale Gemeinschaft verständigt hat. Während wir uns ja in Deutschland eher fragen, wie unser Bildungssystem gesellschaftliche Ungleichheit abbauen kann, geht es in vielen Teilen der Welt eher um die Bereitstellung elementarer Bildung. Es hat in diesem Bereich viele Fortschritte in den letzten Jahrzehnten gegeben, aber es bleibt unendlich viel zu tun. Aus Entwicklungssicht ist Bildung dabei nicht nur ein Ziel an sich, sondern gilt als zentrale Variable beim Kampf für mehr Geschlechtergerechtigkeit und inklusivere politische Beteiligung.