Beninreise 3

Anna Kleiner
Mar, 10. Dic 2019

Zwischen den Welten - von Vodoo bis Diplomatie

Tag 2 in Cotonou. An diesem Morgen weckt uns lautstarkes Singen und rhythmisches Klatschen. Die anderen Gäste im Codiam feiern Gottesdienst. Nach unserem klassischen Frühstück, Omelette , Weißbrot und Nescafé, geht es zum größten Markt Westafrikas, mitten in der feuchten Hitze Cotonous.

Eigentlich ist die ganze Stadt ein Markt, an jeder Ecke kann man von der Köpfen der Frauen Kleidung, Seife, Ananas, Handykarten, Getränke in kleinen Plastiksäcken und afrikanische Snacks kaufen. Auch auf dem Markt findet man all diese Sachen, allerdings in tausendfacher Ausführung und angereichert um so einige Kuriositäten.

Wir sind von oben bis unten mit rotem Staub bedeckt, und so langsam hinterlässt auch die Sonne ihre Spuren auf unserer Jovo-Haut. Die Eindrücke sind einfach überwältigend, wir werden mitgerissen von der Menschenmasse, die sich durch den Markt bewegt, handelt, verkauft oder einfach nur da ist. Serge erzählt uns, dass viele Händler ihren Stand kaum verlassen, jeden Tag von ihrer Familie mit neuen Waren versorgt werden und ihr ganzes Leben mitten im Markttrubel verbringen.

Unser Ziel ist der Fetischmarkt, unser erster Kontakt mit Vodoo, auf den noch viele interessante Kostproben folgen werden. Der Fetischmarkt befindet sich am Rande des Marktes. Schon am ersten Stand bietet man uns Sitzungen an, um mehr über uns zu erfahren und Dinge in der Zukunft für uns günstig zu beeinflussen. Wir staunen über die Waren, die hier feilgeboten werden: geschrumpfte Affenköpfe, Hühnerbeine, Ratten, getrocknete Fleermäuse und Chamäleons. Dazu allerlei Kräuter und Pasten, Zutaten, die für die verschiedenen Zeremonien und Heilmittel benötigt werden, denn Vodoo ist vor allem auch eine Naturreligion.

Szenenwechsel. An diesem Tag steht noch ein Besuch im Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten an. Wir treffen Raphael Mensah, den Leiter der Abteilung für dezentralisierte Kooperation und humanitäre Hilfe. Hinter dieser Bezeichnung steckt genau das, was Weitblick und pro dogbo tun: Entwicklungszusammenarbeit, die nicht die Regierung koordiniert, sondern dezentrale, lokale NGOs miteinander, nationenübergreifend. Herr Mensah bedankt sich für unser Engagement und wir tauschen uns über Visionen und Ziele und die  Zusammenarbeit mit pro dogbo aus. Nach einer halben Stunde entlässt uns Herr Mensah, nach einem gemeinsamen Foto und einem diplomatischen Handschlag. Wir haben das Gefühl, dass trotz der Kürze das persönliche Kennen lernen ein wichtiger Schritt für zukünftige Projekte sein könnte.

Zurück in die Hitze, zurück in unseren Bus, der uns nach Ouidah, ein kleinen Küstenort westlich von Cotonou bringen soll. Das Fleckchen Erde direkt am Strand ist perfekt, um die Eindrücke zu verarbeiten, die in den ersten zwei Tagen auf uns eingeprasselt sind. Bis spät in der Nacht sitzen wir mit einigen Béninoises, DEM beninischen Bier, am Pool, im Hintergrund das Meerrauschen, bis sich irgendwann alle unter die stickigen Mosiktonetze verabschieden.

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