Armutsbekämpfung im Land der Gegensätze
Indiens Aufstieg zur Großmacht ist beachtlich. Wachstum, Innovation und Fortschritt sind Schlagworte, die selbst in Zeiten der weltweiten Finanzkrise für die Beschreibung der Wirtschaftskraft herangezogen werden konnten, um die Potenziale des indischen Marktes zu beschreiben. Indiens Hauptstadt gehört seit 2011 zu den Austragungsorten im Motorsport und reiht sich mühelos ein in die Aufzählung prosperierender moderner Megastädte wie Shanghai, Abu Dhabi oder Singapur.
„Zukunftsmarkt Indien“ heißt es vielerorts, denn dem Land ist es gelungen, in sechsundsechzig Jahren Unabhängigkeit nicht nur in Asien sondern auch global mitzubestimmen. Dennoch: kritische Fragen über die Konsequenzen der Entwicklung und deren Radius innerhalb der Gesellschaft bleiben häufig unbeantwortet. Wer profitiert tatsächlich von Indiens Weltmachtstellung? Warum gelingt es dem Land nicht, die Armut zu bekämpften und welche Gesellschaftsgruppen sind davon besonders betroffen? Zwischen Tradition und Moderne bleiben die sozialen Probleme eine besondere Herausforderung für das Land, um den begonnenen Weg mit gleicher Kraft weiterzugehen.
Zur Beantwortung dieser Fragen lädt die studentische Initiative Weitblick Heidelberg e.V. zu einem Vortragsabend ein. Zuerst wird Anja Kluge vom Südasien Institut der Universität Heidelberg die sozialen Problemstellungen Indiens vorstellen und in den gesellschaftlichen Kontext einordnen. Nach einer kurzen Pause mit indischen Erfrischungen folgt ein Vortrag des Arztes Dr. Sujit Brahmochary. Dieser gründete, nachdem er einige Jahre als ärztlicher Direktor bei Mutter Theresa arbeitete, im Jahre 1988 das „Institute For Indian Mother And Child“. Angefangen in einem kleinen Kuhstall mit 20 Patienten am Tag ist das IIMC heute eines der größten NGOs in der Region Kalkutta mit fünf ambulanten Krankenstationen, einem kleinen Krankenhaus, einem Behinderten- und Waisenheim, einer Kindertagesstätte, zahlreichen Schulen, einer Bank für Mikrokredite uvm.
Dr. Sujit Brahmochary wird sein Konzept der „Hilfe zur Selbsthilfe“ vorstellen. Nach dem Motto: „Empowerement is what we do, not charity“. Beginn ist um 18:30 Uhr im Hörsaal 1 der Neuen Universität.
Indien - Armutsbekämpfung im Land der Gegensätze-2
Empowerement is what we do, not charity
Der indische Arzt Dr. Sujit Brahmochary, der dank eines Stipendiums vom Roten Kreuz in Belgien Kinderheilkunde studierte, hat nach seiner Tätigkeit als ärztlicher Direktor Mutter Theresas das „Institute for Indian Mother and Child“ (IIMC) gegründet. Gemeinsam mit mehr als 300 freiwilligen Mitarbeitern hilft er nun, die Lebenssituation dieser Menschen nachhaltig zu verbessern. Durch verschiedene
Programme leisten sie im Süden Kalkuttas Hilfe zur Selbsthilfe.
Zunächst bestand das Projekt nur aus einer Praxis in einem Kuhstall, in dem Dr. Brahmochary etwa 20 Menschen versorgte. Mittlerweile sind es bis zu 500 Menschen, die täglich in einer der nun fünf Ambulanzen betreut werden. Darüber hinaus gibt es ein kleines Krankenhaus, das in erster Linie der Behandlung unterernährter Kinder dient.
Zum IIMC gehört außerdem eine Bank, die nach dem Vorbild der Grameen Bank des Nobelpreisträgers Prof. Yunus aus Bangladesh Mikro-Kredite an mittellose Menschen vermittelt und so zur Eröffnung von Gemüseläden oder zur Gründung
von Fischereien beiträgt. Auch eine Näherei, in der Frauen der Region eine Anstellung gefunden haben, und sogar zahlreiche Schulen, die knapp 2000 Jungen und Mädchen eine “normale” Kindheit mit Hausaufgaben und Freizeit
(anstelle von leider immer noch weit verbreiterter Kinderarbeit) ermöglichen, sind Teil des Projektes.